Roßdorf / Rhön


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Sagenhaftes

Historisches

Das Federhänschen, die Hexe Anna und Schmied zu Roßdorf


Ein sehr interessantes Tal in der Vorderrhön der Rosa. Früher eine Gegend, wo sich Füchse gute Nacht sagten, einsam in den Wäldern eingeschlossen, von der Welt ganz und gar vergessen. Heute, in unserem Arbeiter- und Bauernstaat, haben die Menschen die Möglichkeit, mehrmals am Tag, mit den modernen Bussen unseres VEB Kraftverkehr schnell und bequem überall hinzufahren.

Damals, ja damals war es ganz anders. Man kann sich gut vorstellen, dass mit der untergehenden Sonne auch die gruslige Dunkelheit in die Ortschaften einzog. So hatten die Menschen, die sich mit Zauberei und allerlei Gaukelei beschäftigten, ein fruchtbares Betätigungsfeld, denn die Dörfler glaubten gerne an solche Dingen und hörten sich diese Scharlatane an, die durchs Land zogen und die Nacht für ihre eigenartige Arbeit auswählten.

So war es auch in Roßdorf, wo solche Hexen und Zauberweiber und -männer häufig ihr Unwesen trieben.

Wenn man sich mit alten Bauern über diese Dinge unterhält und die Frage aufwirft, wie wohl diese ganze „Hexerei“ nach dem Rosagrund gekommen sein, so hört man folgende Begebenheit:

Es war lange vor der Zeit, als der Franzos unter dem Napoleon Bonaparte ins Land kam, da durchstreifte und plünderte auch einmal fremdes Kriegsvolk unseren Grund, schlachtete Vieh und nahm den Rest mit fort. So war Schmalhans Küchenmeister im Ort, als ein Trupp Nachzügler hier einbrach. Da sie nicht als einige Laibe Brot vorfanden, nahm einer der Gesellen, die sich in dem Schloss einquartiert hatten, eine Art Axt, hieb sie in den in der Stube stehenden Pfeiler, wickelte ein Handtuch um den Helm, drehte dieses fest zusammen, dachte an eine bestimmte Kuh oder Ziege und melkte so vor aller Augen einen ganzen Eimer Milch. Darauf brockte das lose Gesindel das geraubte Brot hinein und ließ es sich herrlich schmecken. Seitdem musste das „Federhänschen“, wie man den Bösen zu nennen pflegte, in dem Tal sich seine Sippe suchen und ihnen so die Zauberkünste lehren.

Ja, so glaubten die Roßdorfer. In einer weiteren Begebenheit wir von dem „Federhänschen“, der Hexe Anna und dem Roßdorfer Schied erzählt.

Eine gar eigenartige Geschichte, die sich da die Leute zu berichten wussten. Da lebte in einer alten Hütte etwas abseits von der Straße, die nach Wiesenthal führte, eine hübsche Weibsperson, die sich in der Jugend gar wild und zügellos benommen hatte, seht herrschsüchtig und rechthaberisch war, so dass sich später, als sie ins heiratsfähige Alter kam, kein freier für sie fand. Man ging der Anna aus dem Weg. Die Jahre schwanden dahin, und das Mädchen wurde eine alte Frau, ohne dass ihr Wunsch, eine Familie zu besitzen, in Erfüllung ging.

Doch eines Tages wurde die Alte steinreich. Im Dorf wurde allerlei gemunkelt. Endlich kam’s heraus. Mancher gerissene Erzähler mag noch einiges dazu gesponnen haben. Was hatte man der alten Frau nachgesagt und was haben die Dörfler ihr nach dem Tod noch angedichtet?

Hören wir mal den „Alten Karl“, wie er die Geschichte von seinem Vater erzählt bekommen hat.

„ Ja, eines Tages war sie reich, die Anna. Sie hatte sich in ihrer Verzweiflung den Bösen als Geliebte in die Arme geworfen. Oft haben die Leute gesehen, wie das „Federhänschen“ des Nachts zu der Hexe durch den Schornstein gefahren ist. Aber der Teufel musste ja nicht der Teufel sein, wenn er die Hexe so ungerupft davon kommen ließ! Ja, er soll sie sogar, um sich einen Spaß zu machen, gar oft gepeinigt haben.

Eines Tages, es war ein frischer Herbsttag, bestellte das „Federhänschen“ die alte Anna zu sich hinaus aufs Feld. Sie erschien auch pünktlich an dem abgemachten Ort. Doch kaum war sie da, verwandelte er sie, ehe sie sich’s versah, in einen Schimmel mit Sattel und Zeug, setzte sich auf und ritt als schmucker Herr nach Roßdorf vor die Schmiede. Hier band er den Gaul an und trat in den verrußten Schmiederaum. Mit freundlichem Gruß sprach er den Meister an: „ Könnt Ihr meinem Klepper vier neue Eisen anlegen?“

Der wortkarge Handwerker nickte nur, nahm sein Werkzeug und die Eisen und trat auf den Schimmel zu. Dieser hatte das mit dem beschlagen gehört, ließ daraufhin die Ohren hängen, klemmte den Schwanz ein, schwitzte und zitterte am ganzen Leib, kurz, es schien eine gewaltige Angst über das Tier gekommen zu sein . Als der Schmied das Pferd so sah, machte er große Augen, denn er hatte so etwas noch nie erlebt. Er sah den Fremden und sein Pferd misstrauisch an und zögerte mit seiner Arbeit. Ungeduldig stand der feine Herr daneben. Doch als der Schmied keine Anstalten machte, befahl er, endlich mit dem Erk zu beginnen. Nachdem der Schmiedemeister das erste Eisen auflegen wollte, stutzte und zauderte er wiederum, denn solch ein sonderbarer Huf war ihm eigentlich noch nicht vor die Augen gekommen. Bedenklich schüttelte der Handwerksmann den Kopf und nahm den vornehmen Gesellen fest ins Visier. Der aber lachte wie der Leibhafte Teufel und befahl dem Schmied, schnellstens seine Aufgabe zu erledigen. Der Schmied merkte nun, was los war, er hatte genug und tat, wie ihm befohlen.

Als er mit dem Beschlagen fertig war, und Federhänschen ihm einen vollen Geldbeutel in die Hand drücken wollt, wies er denselben erst mit den Worten zurück:

„Will kein Handgeld von Euch, hab mein Werk umsonst getan!“

Federhänschen steckte sein Geld lachend wieder ein, band den Schimmel los, setzte sich darauf und sprengte durch das Dorf, dass die Funken flogen. So ging es die Gassen auf und ab, bis die Nacht herein gebrochen, das letzte Eisen wieder davongeflogen war und der arme Schimmel zusammenbrach.

Federhänschen hatte sich nach diesem Ritt lachend aus dem Staub gemacht.

Die Alte fand man den anderen Morgen todkrank und wie zerschlagen in ihrem Bett. Und jeder, der sie nach ihren Verletzungen an Händen und Füßen ausfragte, bekam zur Antwort, das habe sie sich des Nachts auf dem Hofe bei der Dornhecke geholt. Die Leute wußten’s besser, was da für Dornen dringesteckt hatten.

So schloss der „Alte Karl“ seine Geschichte von dem Teufel, der Hexe und dem Schmied zu Roßdorf. Immer hatte er ein wenig Freude bei seiner Erzählung, und ein Schmunzeln ging dabei über sein faltiges Gesicht, wenn er bei seinen kleinen und großen Zuhörern ein wenig Glaubhaftigkeit erweckt hatte. Dabei ging seine selbst gebastelte Tabakspfeife niemals aus, munter stiegen die Rauchwölkchen aus ihr empor und verschwanden wie die fragwürdige kleine Geschichte.



Der Hexenmeister von Roßdorf


Unsinniger Hexenwahn wurde in den Rhöndörfern in früherer Zeit unter den Bewohnern immer wieder wach. Dem modernen Menschen zwingen diese Erzählungen ein Lächeln ab. Nun, wir hören uns diese Sagen an, erfahren dabei, womit sich unsere Vorfahren neben ihrer Arbeit beschäftigten und lernen aus all den positiven und negativen Erscheinungen der Vergangenheit.

„Da war doch mal“, so erzählte der „Alte Karl“ weiter, „da war doch mal vor vielen Jahren in Roßdorf ein Mann, der machte, wenn er wollte, sich und andere unsichtbar und die Diebe, die ihn bestehlen wollten, nahm er fest. Das ist freilich schon lange her. Meine Mutter, die uns Kindern die Geschichte oft erzählt hatte, ist lange tot. Damals, als dies geschah, war sie ein blutjunges Mädchen. Heimlich nannten die Kinder den Mann nur „Hexenmeister“.

An einem Vorfrühlingsnachmittag nahm der Hexenmeister die Kinder in den nahen Wiesenthaler Forst. Dort wollte er sich das nötige Brennholz verschaffen. Meine Mutter war auch dabei. Doch bevor es an die Arbeit ging, stellte er eines der Mädchen auf Wachposten; es musste melden, wenn der Förster in Anmarsch war. Ja, und dann ging es los. Es war eine wahre Lust, wie die dicksten Äste krachten und herab fielen. Sie hatten bald dicksatt Reißig gesammelt und wollten gerade die Kreuztrage zusammenbinden, als die kleine Anna angelaufen kam und mit atemloser Stimme rief: „Der Förster! Der Förster“ Der Hexenmeister aber lachte dazu und sprach:

„Tretet alle um mich herum und tut mir ja keinen Mucks, ganz gleich, was der Förster macht!“

Dann reckte er seine Arme über sie aus und brummelte allerlei unverständliches Zeug in seinen Schnauzbart. Die Kinder aber standen mäuschenstill, als der Förster erschien. Was mein ihr wohl. Wie der geflucht hat und ein Donnerwetter auf die Baumfrevler herabließ, als er der Verwüstung gewahr wurde. Ich glaube. Er hätte sie alle umgebracht, wenn der Alte sich und die Mädchen nicht unsichtbar gemacht hätte. Noch lange schimpfte der Forstmann und musste mit einem Ranzen voll Ärger wieder abziehen.

Voller Bangen trugen die Mädchen die Reisigbündel dem Alten nachhause und waren heilfroh, so gut dabei weggekommen zu sein. Ein andermal hatte der alte Hexenmeister aber auch die Mädchen getückt. Es war um die Kirschenzeit herum; der alte Hexenmeister hatte hinter seinem Haus prächtige Kirschenbäume stehen. Auf diese stürzte sich der Mädchenschwarm und ließ sich die reifen Früchte gut schmecken. Doch kaum waren die Mädchen in diese Arbeit vertieft, als sie merkten, dass sie sich nicht von der Stelle rühren konnten. Trotz allen Rufens und Jammerns mussten sie die ganze Nach hindurch auf einem Fleck sitzen. Als der Alte am anderen Morgen kam, tat er, als ob er die Kirschendiebe nicht sähe. Einige Zeit ließ er sie noch zappeln, dann löste er den bann und schickte sie darauf mit gehörigem Schelten nachhause. Er rief ihnen die Worte nach: „Währet Ihr’s nicht, so hätt ich Euch ewig da droben sitzen lassen!“






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